Visualisierung Neubau Pfaffendorfer Brücke

PFAFFENDORFER BRÜCKE

Informationen zum Neubau

Die alte Pfaffendorfer Brücke

Das Foto zeigt die Pfaffendorfer Brücke im Sonnenschein.

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Eröffnungsjahr: 1953
Länge: 311,30 Meter
Breite: 20,78 Meter
Stützweiten: 103 Meter - 103 Meter - 103 Meter
Bauweise: Stahlbalkenbrücke

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Bei der Konstruktion verzichtete man auf den Einsatz von Stahlbögen, die die alte Eisenbahnbrücke noch so ansehnlich gemacht hatten, und setzte auf zwei parallel zueinander verlaufende Längsträger (Stahlbalken/Hohlkästen), auf denen der Oberbau sozusagen aufgesetzt wurde. Die Längsträger werden von den beiden im Rhein liegenden Pfeilern gestützt.

Die neue Pfaffendorfer Brücke

Das Fotot zeigt eine Animation der neuen Pfaffendorfer Brücke von schräg oben.

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Eröffnungsjahr: voraussichtlich 2028
Länge: 311,30 Meter
Breite: 26,55 Meter
Stützweiten: 77,56 Meter - 156 Meter - 77,65 Meter
Bauweise: Stahlverbundbrücke

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Die neue Brücke wird die erste Brücke in Koblenz sein, die im sogenannten Stahlverbund gebaut wird. Seit den 1980er Jahren gehört diese stabile Konstruktionsart zu den populärsten Bauweisen im Brückenbau. Eine Stahlverbundbrücke besteht aus einem unteren Stahltragwerk und einer darauf liegenden, ebenfalls mittragenden Fahrbahnplatte aus Stahl- oder Spannbeton. Die neuen Stützpfeiler im Rhein werden aus Stahlbeton hergestellt und erhalten eine Verblendung aus Natursteinen.


Brückenbau - Eine spannende Angelegenheit

Brückenbauten sind nicht nur aus konstruktionstechnischer Sicht spannende Meisterwerke der Baukunst. Das Thema Spannung spielt insbesondere auch bei der Wahl der richtigen Konstruktions- und Bauweise sowie der Baustoffe eine entscheidende Rolle. Bei Straßenbrücken wie der Pfaffendorfer Brücke treten zwei verschiedene Arten von physikalischen Spannungen auf, die auf das Bauwerk einwirken: Druck- und Zugspannungen. Diese müssen von den Baumaterialen ausgehalten bzw. ausgeglichen werden können. Doch was genau sind Druck- und Zugspannungen? Ein vereinfachtes und anschauliches Beispiel soll die Eigenarten der Spannungen skizzieren: Man stelle sich ein auf beiden Enden aufliegendes Brett vor. Dieses Brett symbolisiert sinnbildlich eine Straßenbrücke. Wenn man sich nun mit seinem gesamten Körpergewicht mittig auf das Brett stellt, so wird sich das Brett infolge der Belastung nach unten verformen bzw. durchbiegen. Genauer lassen sich sogar zwei Reaktionen beobachten. Die Unterseite des Brettes wird durch das Gewicht gestreckt und damit länger, die Oberseite leicht gestaucht und damit kürzer. Diese beiden Spannungen wirken vereinfacht ausgedrückt auch auf einer viel befahrenen Straßenbrücke. Es treten demnach im unteren Brückenbereich vermehrt Zugspannungen und oberen Bereich Druckspannungen auf. Wegen dieser Belastungen benötigt man beim Brückenbau Baustoffe, die den besonderen Gegebenheiten durch Druck- und Zugspannungen standhalten können. Womit wir zu den Vorteilen der Stahlverbundbauweise gelangen, die vor allem in dem Zusammenspiel der Baustoffe auszumachen sind.

Stahl und Beton - Ein unzertrennliches Paar

Das Foto zeigt die Kopfbolzen eines Bauteiles, welches in der Stahlverbundbauweise gebaut wird.
Die Kopfbolzen verbinden die zwei Baustoffe Stahl und Beton miteinander.

Warum nun wird die neue Stahlverbundbrücke ausgerechnet aus Beton und Stahl hergestellt? Das liegt einerseits an der Verschiedenartigkeit der Baustoffe, andererseits aber auch an einer wichtigen Gemeinsamkeit. Doch zunächst zu den Unterschieden: Beton ist ein Baustoff, der sich hervorragend auf das Tragverhalten einer Brücke auswirkt, da er Druckspannungen, in unserem Bild also die Spannungen auf der gestauchten Oberseite des Holzbrettes, gut aufnehmen und damit standhalten kann. Stahl dagegen kann nicht nur Druck-, sondern vor allem auch Zugspannungen aufnehmen, womit er sich hervorragend als Material für die Unterseite einer Brücke eignet. Doch es gibt einen wirtschafltich nicht ganz unerheblichen Faktor, welcher bei der Wahl der zu verwendenden Baustoffe zu beachten ist: Stahl ist erheblich teurer als Beton. Aus diesem Grund wird er im Wesentlichen nur dort eingesetzt, wo die Zugspannungen extrem hoch sind. Im Falle der neuen Pfaffendorfer Brücke betrifft dies die Unterseite sowie die neuen Stützpfeiler im Rhein. Um Druckspannungen auszuhalten, wird meist auf den deutlich kostengünstigeren Beton zurückgegriffen. Bei einer Stahlverbundbrücke werden die beiden Baumaterialien als verbundene Bauteile verwendet. Bauteile aus Beton und Stahl werden dabei durch Verbindungen wie Kopfbolzen miteinander verbunden. Das Zusammenspiel von Stahl und Beton eignet sich gerade deshalb so gut für den Brückenbau, da die beiden Baustoffe denselben Wärmeausdehnungskoeffizienten besitzen. Das heißt, bei Temperaturveränderungen sind die auftretenden Längenänderungen von Stahl und Beton gleich. Ein extrem wichtiger Faktor, wenn es um die Standfestigkeit eines Bauwerkes geht.


Die Konstruktion der neuen Brücke

Wegen der Lage der Pfaffendorfer Brücke im Welterbe Oberes Mittelrheintal war es nicht zuletzt auch eine Forderung der UNESCO, ein Bauwerk zu errichten, dessen Erscheinung sehr zurückhaltend und keinesfalls dominant wirkt. Diesem Wunsch wurde durch die gewählte Konstruktion aus Stahlverbund und den dadurch ermöglichten offenen Vouten im Stützenbereich Rechnung getragen.

Welche Vorteile bietet nun diese Bauweise im Gegensatz zu der der alten Brücke? Für Dr. Kai Mifka, den Koblenzer Tiefbauamtsleiter, gibt es nicht nur Vorteile für die Stabilität, sondern auch für die Ästhetik des Bauwerks.

Bei der alten Brücke handelt es sich um eine klassische Stahlbrücke, bei der alle auftretenden Druck- und Zugspannungen alleine von den beiden Stahlhauptträgern abgetragen werden. Der Oberbau bzw. die Fahrbahn selbst dient lediglich der Aufnahme des Fahrzeugverkehrs, bietet jedoch keinen statischen Vorteil. Aus statischer Sicht liegt der Oberbau vielmehr als Ballast auf den Stahlträgern auf. Durch die Stahlverbundbauweise weist die neue Brücke eine deutlich bessere Statik auf, die zudem von allen Brückenbauteilen, nicht nur vom Unterbau, getragen werden kann.

Das Wasserstraßen- und Schiffahrtsamt hat bei der neuen Brücke eine neue Stellung der Stützen im Rhein gefordert. Dadurch ergeben sich weitere Vorteile für die Standfestigkeit der Brücke. Die aktuellen Stützweiten der Pfaffendorfer Brücke betragen jeweils rund 103 m. Die künftigen Stützweiten (rund 78 m in den Randfeldern und 156 m im Mittelfeld) ergeben deutlich günstigere Verhältnisse für das Gesamttragwerk, was sich sowohl bei der Bemessung als auch in der Materialausnutzung positiv bemerkbar macht. Darüber hinaus ergibt sich durch die im Vergleich zum Mittelfeld deutlich kleineren Randfelder ein wesentlich harmonischeres Erscheinungsbild.



Das Foto zeigt eine Animation der Pfaffendorfer Brücke in der Seitenansicht.
Durch die offenen Vouten im Stützenbereich fügt sich die neue Brücke sehr zurückhaltend in die Landschaft des oberen Mittelrehintals ein.